Schlaflos

Schlaflose Nächte und Baby Blues

Ich hatte mir das ganz toll vorgestellt, endlich als Familie zuhause zu sein, doch gleich die erste Nacht glich einer Katastrophe. Es war erstmal ganz komisch überhaupt zu dritt hier anzukommen, ich war sehr gespannt wie unsere Katzen reagieren würden und wie die Kleine wohl ihr neues Heim findet. Auch wenn sie doch nicht so viel wahrnehmen kann, dass sie nun woanders war merkt auch so ein Baby. Und damit nahm alles seinen Lauf. Bis zur Nacht lief eigentlich alles ganz gut, erstmal Sachen auspacken, Kühlschrank bestücken und ankommen. Soweit alles prima. Leider ging das nur so lange, bis wir ins Bett wollten. Jeder Versuch die Kleine in ihr Bett zu legen endete nach 3 Minuten mit lautem Schreien. Dabei hatte sie auf dem Sofa vorher noch so schön friedlich geschlafen. Also Baby wieder auf den Arm und durch die Wohnung wandern, damit sie sich beruhigen kann. Das Stillen hat wenig bis gar nicht geklappt, zum Glück konnten wir noch auf die Flache ausweichen, von der Klinik hatten wir eine Milchpumpe auf Rezept für die nächsten 4 Wochen bekommen, aber zur Dauerlösung sollte das nicht werden. Zumal ich dank eines extrem dollen Milcheinschuss Schmerzen hatte, locker Zwillinge hätte Stillen können und eine Seite anfangs nur mit Stillhütchen ging, was zusätzlich problematisch war. Mitten in der Nacht hat die kleine Dame dann auch noch eine Windel quasi zum explodieren gebracht, das ganze Kind inklusive Schlafsack brauchte eine Grundreinigung. Zum Glück lag noch ein Schlafsack zum Wechseln in der Schublade, ich hatte ja nicht wirklich daran geglaubt, dass wir zwei Stück benötigen würden, aber lieber haben als brauchen. Und der erste Einsatz kam dann ja quasi direkt. Ich war schon ziemlich ratlos mit dem müden Kind, das einfach nicht schlafen wollte, selber fielen mir schon fast die Augen zu und irgendwie schien nichts so richtig zu helfen um sie zufrieden zu stellen. Das hatte im Krankenhaus immer alles so einfach geklappt. Am Morgen hat Markus sich mit der Kleinen zusammen aufs Sofa gelegt und mich ins Bett geschickt. Total übermüdet und sehr traurig bin ich dann auch schnell eingeschlafen. Die Omas haben sich gemeldet, dass das am Anfang normal ist und ich sollte mir keinen Kopf machen, auch von Freundinnen habe ich gehört, dass dort ebenfalls die erste Nacht sehr schwierig war, so ganz aufgemuntert hat mich das aber nicht. Bei jedem lieb gemeinten Satz liefen mir sofort die Tränen runter, überhaupt war ich den ganzen Tag sehr nah am Wasser gebaut, ich stand quasi direkt im Wasser. Ich hatte vorher immer vom Baby Blues gelesen und gedacht, ach das passiert mir nicht, die Hormone hatten mich dann aber doch mehr im Griff als gedacht. Markus musste am Nachmittag zu einer Veranstaltung, zum Glück kam kurz darauf meine Hebamme Marion vorbei. Sie kam gerade noch dazu, zu unserer Tochter zu gratulieren und noch während sie fragte, wie es denn läuft, liefen mir schon wieder die Tränen über die Wangen. Und ich konnte das überhaupt nicht mehr stoppen. Als Hebamme mit langer Berufserfahrung war Marion das zum Glück nicht unbekannt. Wir haben uns also erstmal ganz in Ruhe aufs Sofa gesetzt, zum brav schlafenden Baby und die nächsten zwei Stunden einfach nur geredet. Mit dem Arztbrief den sie gelesen hat sind wir noch mal Geburt und Aufenthalt im Krankenhaus durchgegangen und haben einiges aufgearbeitet, von dem ich nicht gedacht hätte, dass es mich doch so sehr beschäftigt. Aber dadurch, dass die Kleine direkt nach der Geburt weggekommen ist und wir das erste Kennenlernen erst viel später hatten und auch nicht diese langen Kuschelzeiten mussten wir das jetzt einfach erst nachholen. Auch habe ich einige Hintergrundinformationen bekommen, warum die Geburt stressig für das Baby war, was hinter den ganzen Maßnahmen auf der Intensivstation gesteckt hat und was ich jetzt beachten oder auch verändern kann. Da waren wir dann quasi auch direkt beim Problem mit dem Stillen. Schon im Krankenhaus ist mir die Kleine immer eingeschlafen, wenn ich sie eigentlich zum Trinken wecken und wach halten sollte. Mit Marions Zuspruch, dass ich einfach warten soll, bis sie sich von alleine meldet, habe ich also nun immer gewartet. Es waren dann nicht die angedachten 3 Stunden sondern auch mal 4 oder 5, bis sie Hunger hatte und wach geworden ist, dafür hat sie dann gut getrunken. Die Milchpumpe haben wir ganz weggelassen, damit sie erstmal lernen kann an der Brust zu trinken. Durch das Wiegen würde Marion schon feststellen, wenn sie nicht zunimmt und ich sollte mir da keinen Kopf machen. Es hat so gut getan in den eigenen Ideen einfach bestärkt zu werden. Ich würde es auch nicht schön finden, aus dem Schlaf gerissen zu werden, damit ich etwas esse. So waren wir alle etwas entspannter und es lief die kommenden Tage schon viel besser.  An diesem ersten Tag zuhause habe ich tatsächlich 3 Packungen Taschentücher leer bekommen. Abends habe ich noch etwas länger mit meiner Mama telefoniert, die mich natürlich auch sehr gut kennt und weiß, dass ich immer gerne gleich alles perfekt mache und dazu neige ungeduldig (vor allem mit mir selbst) zu werden, wenn etwas nicht wie geplant läuft. Mama sein ist eben eine ganz neue Herausforderung und egal wie viel man vorher liest, in der Praxis ist es noch mal etwas ganz anderes. Die nächsten Nächte waren noch immer nicht ganz leicht, da hat sie einfach ihre aktive Phase, da wurde ich auch während der Schwangerschaft schon oft wach gehalten wenn im Bauch Party war. Dafür hat sie immer am Vormittag friedlich geschlafen, da haben wir uns einfach angepasst. Dann fängt der Tag eben erst ab 11 Uhr an. Das im eigenen Bett schlafen ist aber bis heute ein kleines Problem. Mal klappt es, mal überhaupt nicht. Sie fordert sehr viel Körperkontakt, möchte am liebsten dauerhaft auf dem Arm getragen werden und schläft am besten bei Markus oder mir auf dem Bauch. Man liest überall, wie gefährlich das ist – Bauchlage generell und dann noch auf einem Elternteil – wenn man aber sonst kein Auge zu bekommt ist das eben irgendwann so. Am Anfang habe ich immer versucht wach zu bleiben, aber das hat nicht auf Dauer geklappt. Und so lange das Kind glücklich ist und wir alle etwas Schlaf bekommen, dann soll das halt so sein. Mittlerweile weiß ich auch von anderen, dass das dort ebenso gehandhabt wird. Man muss sich selbst vertrauen und den richtigen Weg für sich finden. Ratschläge, Bücher, Richtlinien etc. sind zwar ganz toll, aber unsere Tochter interessiert sich eben nicht dafür, wie sie laut aktuellen Studien zufolge schlafen soll. Wir behalten es auch bei, sie immer wieder mal in ihr Bett zu legen, an manchen Tagen klappt das aber nicht. Besonders wenn gerade ein Wachstumsschub da ist, möchte sie den ganzen Tag gekuschelt werden. Dann verbringt man halt den Tag ganz entspannt auf dem Sofa. Gibt ja auch schlimmeres finde ich. Sie entwickelt sich gut, ist meistens zufrieden damit, was wir als Eltern machen und so langsam finden wir uns als Familie ganz gut zusammen und nur darauf kommt es ja am Ende drauf an.

Wochenbett

Wochenbett und Intensivstation:

Ich hatte mir das Wochenbett eigentlich ganz gemütlich vorgestellt, man sagt dazu ja auch „Baby-Flitterwochen“ was wie ich finde, total süß klingt. Also kuschelig zuhause auf dem Sofa oder im Bett, so in etwa hatte ich mir das im Vorwege gedacht. Passend dazu, habe ich bei einem Gewinnspiel am 24.12.17 auch noch eine Wochenbettbox gewonnen, die schon bereit stand und auf ihren Einsatz gewartet hat. So viel zur Theorie…

 

Da unsere Kleine ja auf der Intensivstation lag, war irgendwie nicht viel mit im Bett liegen, man wollte schließlich bei dem Baby sein. Zwischendurch ist man dann durch die festgelegten Essenszeiten auf dem Zimmer oder im Aufenthaltsraum und wenn man doch mal ein paar Minuten auf dem Zimmer entspannen wollte, kamen diverse Leute vorbei, die noch schnell die Chance nutzen wollten, wo man gerade anzutreffen war. Die Babyfotografin hat sich vorgestellt, es kamen Schwestern zum Blutdruck messen und zum Blut abnehmen, eine Physiotherapeutin für Atemübungen und Thrombose-Vorsorge (da ich aber eh den halben Tag zu Fuß im Krankenhaus unterwegs war, eher so rein prophylaktisch) und eine Psychologin hat sich außerdem noch vorgestellt, die alle Eltern betreut, die ein Kind auf der Intensivstation liegen haben. Auch das war für uns aber nicht wirklich relevant, der Kleinen ging es ja zusehends besser. Also blieb nicht wirklich viel Zeit sich mal entspannt ins Bett zu legen…. Dazu kam dann auch noch, dass ich alle 2-3 Stunden meine Milch ausstreichen musste, damit die Kleine diese bekommen kann. Angelegt wurde sie zusätzlich auch, das hat aber am Anfang nicht wirklich viel gebracht. Das Ausstreichen fand ich recht mühsam (jeder einzelne Tropfen wird mit einem kleinen Mini-Plastikbecher aufgefangen und anschließend mit einer Spritze aufgezogen), so kamen am Anfang 2-3 ml zusammen, am zweiten Tag dann immerhin schon mal 6-8 ml – was aber recht ernüchternd ist, wenn man mitbekommt, dass andere direkt 50 ml und mehr schaffen (die Frauen hatten dann zwar schon Kinder, wodurch die Milch schneller fließt), aber trotzdem kommt man sich da blöd vor. Man möchte das eigene Kind ja schließlich auch selbst satt bekommen, ohne dass zugefüttert werden muss. Unsere Kleine hat sich mit dem Trinken an der Brust auch recht schwer getan und ist meistens einfach eingeschlafen. Aus der Flasche hat sie dagegen ganz fleißig getrunken, da muss man sich als Baby nämlich gar nicht anstrengen. Nach 2 Tagen sollte ich auf die Milchpumpe umsteigen, das war dann nicht mehr so mühsam wie das Ausstreichen und endlich kam auch etwas mehr Milch zusammen, trotzdem noch nicht ausreichend um mal eine ganze Flasche zu füllen. Deprimierend! Aber die Schwestern auf der Intensivstation haben sich über alles, was ich dort abgegeben habe immer sehr gefreut, es ging in die richtige Richtung.

Leider haben wir in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch die Nachricht erhalten, dass wir unser Familienzimmer aufgeben müssen – im Kreißsaal war so viel los, dass zusätzliche Betten benötigt wurden. Markus musste also ab sofort zuhause schlafen. Da die Krankenhausbetten nun nicht wirklich bequem waren für ihn nicht allzu schlecht, ich habe mich dann aber doch ziemlich einsam gefühlt. Baby auf der Nachbarstation, mein Freund nicht da, ich wollte eigentlich auch lieber nach Hause. Um alle 3 Stunden Stillen zu können musste ich aber natürlich bleiben. Am Mittwoch wurde ich dann tatsächlich auch offiziell entlassen, durfte aber als Begleitmutti noch in meinem Zimmer bleiben, so lange unsere Kleine im Krankenhaus ist. Ich habe dann auch eine neue Zimmernachbarin bekommen – und die fand ich ganz furchtbar! Erstmal hat sie sich nicht vorgestellt, sondern kommentarlos ihren Schrank eingeräumt und ist mit ihrem Freund/Mann keine Ahnung wieder verschwunden. Später hat sie auf ihrem Bett gelegen, sich beschwert, dass sie noch bis zum Abend auf ihren Kaiserschnitt warten muss und dann Dauertelefoniert, um für den Abend sämtliche Freunde und Familie als Besuch einzuladen. Dazu lief den ganzen Nachmittag mit nicht gerade wenig Lautstärke RTL II und ich war da schon ziemlich genervt. Ich habe es dann vorgezogen, unserer Kleinen beim Schlafen zuzusehen um etwas Ruhe zu haben. Am Abend war das Zimmer tatsächlich voll mit Besuchern, in Ruhe Milch abpumpen konnte ich also auch nicht (mein Bett war das zur Tür hin, es mussten also alle bei mir vorbei). Zurück auf der Intensivstation hatten wir die Schwester nach der Uhrzeit für die Visite am nächsten Tag gefragt, damit wir mal eine ungefähre Info bekommen können, wann wir evtl. zusammen nach Hause dürfen. Sie hat dann kurzerhand die Ärztin geholt, die gerade auf der Station unterwegs war und so haben wir direkt die gewünschten Infos bekommen. Es sähe soweit alles gut aus, es fehlt noch ein Hörtest und dann könnte die Kleine entlassen werden. Wenn ich wollte, könnte ich sie für die Nacht auch mit auf mein Zimmer nehmen. Bei der Aussage hatte ich schon Tränen in den Augen, endlich! Schnell wurden ihre Sachen gepackt und ich bin gegen 23 Uhr mit Baby in mein Zimmer gezogen. Leider ohne Markus aber ich war so immerhin nicht ganz alleine. In der Nacht hat meine Bettnachbarin laufend die Schwester angeklingelt, weil sie Schmerzen hatte oder ihr Baby geschrien hat und wenn ich gerade mal eingeschlafen war, ging wieder die Tür auf weil sie geklingelt hatte. Traumhaft. Dazu selbst Stillen und Milch abpumpen. Viel Schlaf hatte ich dadurch nicht. Etwas positives hatte die Nacht aber trotzdem, jetzt wo das Babybett neben meinem stand, schoss endlich die Milch ein! Das schmerzte auch ziemlich, so dass ich kaum liegen konnte aber es war ja für einen guten Zweck. Mein Nachthemd konnte direkt in die Wäsche, selbst die Stilleinlagen waren machtlos gegen die viele Milch. Immerhin hatte ich da schon drauf gewartet, so würde ich die Kleine endlich ohne Flasche satt bekommen können. Um halb 7 war unsere Nacht dann vorbei, wir sollten um 7 Uhr zurück auf der Intensivstation für eine morgendliche Untersuchung sein. Markus war auch gleich wieder früh im Krankenhaus um dabei zu sein. Es war alles soweit in Ordnung, die Entlassungspapiere wurden fertig gemacht. Wir sollten wenn sie tief schläft nochmal für den Hörtest mit ihr rüber kommen, nebenbei wurden dann schon mal die Sachen im Zimmer gepackt und nachdem alles erledigt war, wir noch kurz ohne Baby ein paar Sachen besorgt hatten, sind wir am Nachmittag bei herrlich viel Schnee zu dritt nach Hause gefahren. Das Abenteuer Familie konnte endlich richtig starten.