BEL

Das Thema Beckenendlage betrifft nur die wenigsten und trotzdem möchte ich dazu etwas schreiben, da wir zu den 4 % gehören, wo der Nachwuchs die Lage scheinbar aussitzen möchte – und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Zum Glück habe ich einen Arzt, der uns direkt früh darüber aufgeklärt hat, dass es nicht so schlimm ist, wenn sich ein Baby lange in Beckenendlage befindet. Er hat es auch nicht als falsch herum sondern lediglich als anders herum bezeichnet, was schon mal viel weniger dramatisch klingt. Seit im Mutterpass die genaue Lage das Babys eingetragen wird, steht da bei uns durchgehend BEL – Beckenendlage. Sie hat also bisher gar nicht mit dem Kopf nach unten gelegen (was ich persönlich natürlich verstehen kann, wer mag schon kopfüber hängen?). Ein paar Extratermine im Krankenhaus hat uns diese Diagnose aber trotzdem beschert. Man sollte nämlich gut vorbereitet sein uns wissen, was auf einen zukommt oder zukommen kann. Bis zur 34. Woche ist die Lage des Kindes relativ egal, bleibt es danach beim Eintrag BEL hat man ein paar Möglichkeiten, die Lage zu beeinflussen. Mit Hilfe der Hebamme kann man Akupunktur oder Moxen versuchen, in Eigenregie zuhause geht auch die Position der „Indischen Brücke“ die das Baby veranlassen soll, sich umzudrehen. Manche nutzen auch eine Taschenlampe um den Weg von außen quasi vorzuleuchten oder befestigen ein Glöckchen am Gürtel, da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Bei manchen klappt es – bei anderen nicht. Mein Arzt hatte mir geraten, einen Termin zur Geburtsplanung im Krankenhaus zu vereinbaren, um rechtzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen. (Hier sei noch erwähnt, dass man mit einem Baby in Beckenendlage nicht in jedem Krankenhaus spontan entbinden kann, manche machen bei dieser Lage grundsätzlich einen Kaiserschnitt! Das geht auf die mittlerweile überholte Hannah-Studie zurück, nach der in vielen Krankenhäusern nicht mehr gelehrt wurde, bei BEL trotzdem spontan zu entbinden). Mein Wunschkrankenhaus bietet das zum Glück an, wenn Hebammen und Ärzte damit Erfahrung haben, ist die Entbindung nicht gefährlicher als eine „normale“ Geburt aus Schädellage. Naja und da ich auch bisher keine Vergleichswerte habe… relativ entspannt bin ich also mit Markus zur Geburtsplanung in die Klinik gefahren. Die Kleine wurde erstmal ausgemessen, die genaue Lage bestimmt und es wurde von außen angetestet, wie beweglich sie ist, wie die Fruchtwassermenge ist und was man da noch so alles erfassen kann. Natürlich gibt es immer Risiken, die zu einem Notkaiserschnitt führen können, auch ein geplanter Kaiserschnitt wäre eine Option gewesen, erschien mir aber nicht so reizvoll, da dieser ca. 10 Tage vor dem errechneten Termin gelegen hätte und somit kurz nach Silvester. Aufgrund von Lage und Daten unseres Babys wurde die Option der äußeren Wendung ins Spiel gebracht, wo die Chancen recht gut stehen würden, sie wäre beweglich genug. Also haben wir dafür einen Termin ausgemacht. 5 Tage später, genau bei 37+0 war es so weit. Durch einige Kommentare dazu, die Wendung zu versuchen „wie mutig ich sei“ war ich zwischenzeitlich nicht mehr sicher, ob es wirklich mutig oder blöd von mir war, den Termin auszumachen. Etwas Bammel hatte ich schon. Schließlich mussten wir mit gepackter Kliniktasche erscheinen, für den Fall der Fälle, dass etwas schief geht (Plazentalösung, Wehen). Das Risiko liegt dafür nur im bereich von 0,x % ist also sehr gering, aber man weiß ja nie…

Äußere Wendung – mein Erfahrungsbericht: Erstmal vorweg, es war am Ende nicht so schlimm wie befürchtet! Bevor überhaupt etwas losging, musste ich zur Kontrolle für 30 Minuten ans CTG und es wurde schon mal ein Zugang gelegt. Dann durften wir in den Kreißsaal, kurz darauf fand ich mich im OP-Hemd im Bett wieder, über den Zugang lief ein Wehenhemmer und dann hieß es noch 10 Minuten warten. Ich empfehle auf jeden Fall warme Socken für die Kliniktasche! Ich war super froh welche dabei zu haben. Eine Ärztin hat per Ultraschall nochmal genau die aktuelle Lage bestimmt und dann kam auch schon der Oberarzt, um die Wendung durchzuführen. Die ganze Zeit wurde per Ultraschall kontrolliert, was sich da genau im Bauch abspielt, von außen wurde gedrückt und ich bekam Anweisungen wie ich mich bewegen sollte (Seitenlage, Hintern hoch, wieder zurück, Bauchdecke nicht anspannen). Das Drücken auf dem Bauch war zwar nicht angenehm, aber auch nicht so dramatisch wie befürchtet, es ließ sich gut aushalten. Leider war die Kleine nicht zu mehr als einer Querlage zu bewegen. Nach 3 Versuchen wurde daher abgebrochen. Der Chefarzt wirkte etwas deprimiert, dass es nicht geklappt hat, auch wenn die Chancen eh nur bei 50:50 stehen, klappt es wohl sehr oft. Es folgte für mich ein weiteres CTG, dann 2 Stunden Wartezeit und zum Abschluss noch ein CTG – sowie noch eins am Folgetag, zur Sicherheit. Auch wenn es nicht erfolgreich war, bin ich froh es trotzdem versucht zu haben.

Geburtsplanung Teil II: Da die Wendung nicht geklappt hat, durfte ich in der kommenden Woche noch einmal zur erweiterten Geburtsplanung kommen. Wieder wurde die Kleine vermessen und aufgrund der aktuellen Daten dann besprochen, was wir machen können.

  1. Geplanter Kaiserschnitt (was ja nicht meine Wunschoption ist)
  2. Spontane Geburt aus Beckenendlage – sofern dafür keine KO-Kriterien auftauchen. Am idealsten ist es, wenn wir am Tag X mit Wehen im Krankenhaus ankommen, die Lage sich nicht verändert hat und wir quasi im Kreißsaal zur Spontangeburt einziehen können. Das Kopf-Bauch-Verhältnis vom Baby muss zueinander passen, was bisher zum Glück der Fall ist. Sollte ich vorher einen Blasensprung haben, sind die Chancen schon geringer. Ich soll mich dann sofort hinlegen (es wurde extra betont, dass ich nicht noch auf die Idee kommen soll den Boden zu wischen oder ähnliches), nur noch den Krankenwagen rufen und ins Krankenhaus fahren lassen. Es kann nämlich sein, dass die Nabelschnur sich nun für das Kind gefährlich bewegt, herausfällt oder die Füße schon Richtung Ausgang kommen. Das ist unbedingt zu vermeiden. Unser Baby darf auch ein Gewicht von ca. 3.500 Gramm nicht überschreiten (das wird immer an der Größe der Mutter individuell festgemacht und kann unterschiedlich sein). Eine Einleitung schließt ebenfalls eine spontane Geburt aus. Es sollte sich also bis zum errechneten Termin von selbst etwas tun, ansonsten muss das Krankenhaus neu entscheiden und man würde wohl Richtung Kaiserschnitt gehen müssen. Auch bei einem Geburtsstillstand, auffälligen CTG oder sonstigen Komplikationen würde es recht schnell auf einen Notkaiserschnitt hinauslaufen. Somit bleibt es spannend, alles ist möglich und nichts gesetzt. Heute sind es noch 4 Tage bis zum errechneten Termin und ich werde langsam ungeduldig, ob die Kleine es noch vorher von alleine schafft. Und wie es am Ende wohl ausgehen wird. Zumindest fühle ich mich in der Theorie gut vorbereitet und alle Ärzte und Hebammen waren bisher total freundlich uns zuversichtlich, alle haben mich darin bestärkt es nach Möglichkeit spontan zu versuchen und das würde ich auch gerne machen. Mit der passenden Hilfe und Unterstützung an der Seite (neben meinem Freund natürlich) sollte das irgendwie zu schaffen sein.