BLW

Da ich zum Thema BLW schon einige Nachrichten bekommen habe („und, wie läuft es jetzt so bei euch?“), möchte ich hier mal ein kleines Zwischenfazit ziehen.

Es läuft sehr gut!

Aber was ist BLW eigentlich und wie sind wir darauf gekommen?

Baby-led-Weaning (BLW) ist eine Form der Beikosteinführung, wo man auf Brei verzichtet. Oft auch als „Breifrei“ bezeichnet. Die Kinder sind trotzdem voll gestillt und werden einfach mit an den Tisch gesetzt, um das Essen kennenzulernen. Sie sollten dazu nicht hungrig sein – ein entscheidender Unterschied zum Brei essen. Und die totale, gegessene Menge lässt sich auch schwer abschätzen. Da Brei aber mit Wasser gestreckt wird und daher die Menge eh größer ist die gegessen wird, reicht einem BLW-Baby im Vergleich manchmal viel weniger. Dazu darf das Baby sich von den angebotenen Lebensmitteln selbst aussuchen, worauf es Appetit hat. Das Baby darf frei entscheiden. Dass wir das für uns entdeckt haben war nicht unser Entschluss, sondern der unserer Tochter. Bei der U4 wurde uns von der Kinderärztin geraten, langsam mal mit dem Füttern von Brei zu starten. Mit ihren 4 Monaten könnte man das jetzt langsam in Angriff nehmen. Oder würden wir etwa ganz alternativ BLW machen wollen? Da man ganz allgemein Brei als Beikost nimmt, wollten wir das also auch machen. Undenkbar, dem Kind gleich etwas richtiges zum Essen zu geben. Mit dem einen Zahn ginge das doch gar nicht und nein, das klang nicht sehr überzeugend. Ganz motiviert wurde also frischer Möhrenbrei gekocht, mit Schüssel und Löffel bewaffnet ging es los. Nur Emjay war von unserer Idee so gar nicht angetan. Weder Markus noch ich haben den Brei in den Mund bekommen. Es wurde geschimpft, gezapppelt und gebrüllt. Also gut, versuchen wir es in 1-2 Wochen nochmal. Egal ob mittags, nachmittags oder abends – immer das gleiche Ergebnis. Sie hat uns den Löffel aus der Hand geschlagen, sich vehement geweigert Brei zu essen und Kind, Küche und wir sahen entsprechend vollgekleckert aus, nur im Kind ist nichts gelandet. Ich hatte mich total gefreut, dass Markus mit Einführung der Beikost auch mal eine Mahlzeit übernehmen könnte und so auch etwas mehr als Spielen und Windeln wechseln im Alltag machen kann. Aber nein, sie wollte weiterhin nur Muttermilch haben. Meine Hebamme war dann auch nochmal zur Beratung da für den Beikoststart, wirklich neue Erkenntnisse haben wir aber nicht bekommen. Dran bleiben und immer mal 1-2 Löffel versuchen. Schnell hatte aber keiner von uns mehr Lust dazu, am wenigsten unsere Kleine. Essen sollte doch Spaß machen und nicht in so einen Machtkampf ausarten, wo man ihr immer mal etwas unterschummelt, sobald der Mund auf geht. Wenn man sonst nur Eltern/Babys kennt, wo das ohne Probleme klappt und der Brei mit Freude gegessen wird, da zweifelt man doch schon sehr an sich. Selbstgekocht, Gläschen, Gemüse, Obst – nichts wollte ihr schmecken. Die Wochen vergingen und ich wurde immer ratloser. Zum Glück kam das Thema dann beim Elterntreff auf, wo ich einmal die Woche versuche mit Emjay hinzugehen. Während die Kleinen spielen, können die Eltern sich austauschen. So erfuhr ich, dass es auch noch andere „Breiverweigerer“ gibt, zum Glück waren wir mit dem Problem also doch nicht alleine! Einfach mal BLW versuchen – dem Kind etwas zum Essen selbst in die Hand geben. Und siehe da, sofort hatte sie Interesse am Essen. Natürlich hat sie nicht direkt angefangen Berge davon zu verdrücken, aber sie hat sich interessiert alles angesehen, getastet, probiert oder einfach damit gespielt. Das war ja schon mal ein Anfang! Ich habe mich dann etwas in die Thematik eingelesen, da ich einen tollen Buchtipp bekommen hatte: „Baby-led-Weaning. Das Grundlagenbuch von Gill Rapley & Tracey Murkett.“ Mit vielen Hintergrundinformationen, praktischen Beispielen und immer im Bezug zur Entwicklung der Babys wird dort ganz toll erklärt, warum man eigentlich gar keinen Brei braucht. In vielen Beispielen habe ich mich (Breikind und bis heute mäkelig beim Essen) und meine Schwester, die direkt am Tisch mitgegessen hat (und bis heute fast alles isst bzw. probiert) wiedererkannt. Schon komisch oder? Es wird im Buch auch erklärt, wie die Entwicklung automatisch dazu beiträgt, dass Kinder zu Essen beginnen und selbst lernen sich nicht zu verschlucken. Das war nämlich meine größte Sorge. Die ersten 3 Tage haben wir immer direkt neben ihr gestanden, bereit sofort eingreifen zu können – was aber gar nicht nötig war. Wenn sie mal ein zu großes Stück abgebissen hatte, wurde das einfach wieder rausgewürgt. Und das klingt jetzt schlimmer als es tatsächlich ist. Man muss seinem Baby nur vertrauen. Das mit dem Trinken an der Brust hat sie schließlich auch instinktiv hinbekommen. Und siehe da, nach 3 Tagen hatte sie den Dreh raus. Nun sitzt sie bei dem Mahlzeiten ganz entspannt mit am Tisch und bekommt einfach etwas von unserem Essen ab. Ich achte beim Kochen darauf, dass ich ihre Portion abfülle, bevor ich für uns würze oder wenn wir etwas für sie noch unpassendes essen, gibt es halt was extra. Das geht schnell und einfach, keiner muss sich von uns an irgendwelche Fütterungszeiten halten und sie isst begeistert mit. Jetzt mit 7 Monaten haben wir langsam das Gefühl, dass sie nicht nur spielt und erkundet sondern auch tatsächlich etwas in ihrem Magen landet. Es kommt tatsächlich manchmal vor, dass unser eigenes Essen kalt wird, weil wir ihr ganz begeistert zusehen, was sie mit ihrem Essen anstellt. Sie is(s)t schon richtig geschickt, selbst kleine Stücke bekommt sie mit ihren beiden Händen in den Mund geschoben. Mit richtig viel Freude sitzt sie mit am Tisch, kein Vergleich zu dem bockigen, wütenden Kind, dass keinen Brei essen wollte. Vom Löffel mag sie noch immer nicht essen, außer es gibt etwas von uns zum Probieren. Da macht sie eine Ausnahme. Aber ganze Mahlzeiten? Lieber selbst mit den Händen. Sogar Kartoffelbrei bekommt sie so gegessen. Zugegeben, ein gutes Lätzchen mit Ärmeln empfiehlt sich und auch der Staubsauger / die Katzen kommen auf dem Fußboden regelmäßig zum Einsatz. Aber früher oder später müssen die Kinder eh lernen selbst zu essen. Wir haben damit eben gleich angefangen. Wir müssen unterwegs nichts aufwärmen, sie kann einfach bei uns mitessen oder bekommt Fingerfood mitgebracht. Das ist wirklich entspannt und sie probiert einfach alles. Und ich habe angefangen Brot zu backen. Ohne Salz, also babygerecht. Auf so eine Idee wäre ich sonst nie gekommen. Es hat also auch eine positive Auswirkung auf unser Essen, dass nun weniger bis gar nicht gesalzen wird und ich noch bewusster versuche gesunde, frische Dinge auf den Tisch zu bringen. Rezeptideen für unter anderem das Baby-Ciabatta gibt es hier: http://www.breifreibaby.de da werde ich mit Sicherheit auch noch das eine oder andere mehr versuchen nachzukochen. Ich hätte mich ohne unsere Brei-Verweigerin nie selbst für BLW entschieden, einfach weil man immer nur mitbekommt, dass Brei essen ja dazu gehört. Ich habe das immer für so einen komischen, alternativen Kram gehalten. Aber unsere Kleine wusste es besser, denn so ist es für uns alle ein viel einfacherer und entspannterer Weg in den Beikoststart.

Nachfolgend noch ein paar Eindrücke von unserem BLW-Baby: