In der Pferdeklinik

Am Montag Nachmittag war es so weit, Whisper wurde zur Pferdeklinik gefahren. Sie ist so brav wie selten auf den Pferdehänger marschiert und hat sich ganz geduldig von mir nach Appen fahren lassen. Durch Stau und volle Straßen sind wir einen kleinen Umweg gefahren, hatten dadurch aber freie Fahrt und sind super pünktlich zur Aufnahme in der Klinik gewesen. Whisper durfte gleich eine schöne große Box mit Fenster zur Stallgasse und draußen zum Hof beziehen. Dass gegenüber die Boxen gerade noch mit einem Hochdruckreiniger gesäubert wurden hat sie erst etwas nervös gemacht, die Versuchung an das Heu in der Raufe zu kommen hat sich dann aber durchgesetzt. Nach ein paar Minuten stand sie ganz friedlich in der Box und hat auf dem Heu gekaut.

Für mich ging es dann ins Büro, Papierkram erledigen. Dann wurde uns noch erzählt, wie der Eingriff genau laufen wird, welche Risiken es gibt und welche Nebenwirkungen eventuell auftreten können. Natürlich ist jeder Eingriff nicht ganz ungefährlich, so wirklich vorstellen, was da alles passieren kann, möchte man sich aber eigentlich trotzdem nicht. Allein die großen Zangen zum Zahn rausziehen fand ich schon beeindruckend, ohne sie in Aktion gesehen zu haben. Halt alles ein paar Nummern größer! Der Zahn wird mit einer örtlichen Betäubung der Nerven am Kopf gezogen (3-4 Stunden kann so ein Eingriff dauern). Glubschaugen, Gesichtslähmung, Schwellungen, eine lange Liste mit Dingen, die lieber nicht eintreten mögen.

Es ist ja schon etwas komisch, wenn man sein Pferd dann einfach so bei fremden Menschen lässt und alleine wieder nach Hause fährt. In der Nacht habe ich dann tatsächlich auch ganz viel wilden Kram geträumt, obwohl ich mich sonst morgens nie daran erinnern kann, diesmal wusste ich aber, dass es um Whisper in der Klinik drin. Erst konnte sie nicht aufstehen und die Stallgasse wurde geflutet, dann stand da plötzlich ein zweiter Schimmel in ihrer Box und wollte niemanden rein lassen. Erholsamer Schlaf sieht irgendwie anders aus, ich war froh, dass ich direkt aufstehen konnte. Im Büro ging der Blick dann alle paar Minuten aufs Telefon. Gegen Mittag wollte die Klinik sich melden. Der Anruf kam dann um kurz nach 12 Uhr. Leider nicht mit dem gewünschten Ergebnis, der Zahn steckt noch so doll fest, dass er nicht wie gedacht so einfach per Zange gezogen werden kann. Das heißt dann im Klartext: Eine 2. OP am Folgetag. Nun soll von außen durch ein Loch ein Gewinde in den Zahn geschraubt werden. Klingt abenteuerlich, aber es hilft ja nun leider nichts. Dafür wurde berichtet, dass sie ganz brav war und gut mitgemacht hat. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das in Kliniken nicht immer der Fall ist. Immerhin konnte ich mich freuen, dass ich nicht zu viel versprochen habe, als ich nach Unarten des Pferdes gefragt wurde. Sie hat nämlich keine. Im Umgang ist sie wirklich artig und freundlich.

Nach Feierabend habe ich Whisper dann besucht. Sie hat mich sehr müde angesehen, auf dem Heu gekaut und sah ziemlich erschöpft aus. Vielleicht hatte sie ja auch so schlecht geträumt wie ich? Der Tierarzt kam noch kurz vorbei und hat berichtet. Whisper wurde dann ordentlich geputzt und durfte zur Verabschiedung noch einen Apfel haben. Damit ist die nächsten Tage erstmal Schluss. Kein hartes Brot, keine Wurzeln, keine Äpfel. Also jetzt nochmal genießen!

Eben kam dann der neue Anruf – heute hat alles geklappt! Es war noch etwas schwieriger als erwartet, da der Zahn recht weit und wohl auch schief eingekeilt festsaß, aber er ist nun draußen. Auch eine abgebrochene Wurzel konnte im Anschluss noch entfernt werden. Nun sitzt da eine Plombe drin, die morgen nochmal gewechselt wird. Sie steht in ihrer Box und schläft nun aus. Tapfere kleine Whispi! Morgen darf sie dann zum Glück schon wieder nach hause!